Schüleraustausch
Aktuelle Forschungsergebnisse zum Schüleraustausch
Eine aktuelle Studie an der Universität Münster aus dem Jahre 2013, bei der mehr als 3000 ehemalige Austauschschüler/innen befragt wurden, ergab, dass
- seit 1948 insgesamt etwa 300.000 Personen an Schüleraustauschprogrammen teilgenommen haben
- 85% der Austauschschüler 10 – 12 Monate im Ausland waren , die übrigen kürzer (meist ein halbes Jahr)
- knapp 90% der Austauschschüler/innen während des Aufenthaltes 16 oder 17 Jahre alt waren
- 90% der Befragten ihren Aufenthalt als sehr positiv oder positiv werteten. „Je länger der Austausch dauerte, desto größer ist auch die ihm beigemessene Bedeutung“.
Diese positive Beurteilung eines solchen Auslandsaufenthaltes wird bestärkt durch die Aussagen, dass - 96% der Teilnehmer/innen diesen Auslandsaufenthalt als „überaus wichtig“ bzw. „eher wichtig“ für ihr weiteres Leben betrachten (72%: „überaus wichtig“, 24%: „eher wichtig“)
- 95% der befragten ehemaligen Austauschschüler/innen anschließend ein Studium absolvierten (bzw. sich zum Zeitpunkt der Befragung im Studium befanden).
weitere Ergebnisse s.u. in der Übersicht
Ein High School Aufenthalt ist daher offensichtlich eine sehr gute Vorbereitung auf die sich ständig wandelnden Anforderungen unserer globalisierten Welt.
Laut der Münsteraner Studie entstehen durch solche Aufenthalte „transnationale soziale Praktiken wie physische Mobilität über Grenzen, Kommunikation mit Menschen in anderen Länder und transnationale Netzwerke.“
Zukünftige Entwicklungen:
Auch in Zukunft wird der mehrmonatige Schüleraustausch für deutsche Schüler von großer Bedeutung sein. Neben den traditionellen englischsprachigen Zielländern steigt die Nachfrage nach Austauschen in anderen Ländern (z. B. China, Taiwan, Brasilien u.v.a.) bei deutschen Eltern und Schüler.
Die demographische Entwicklung (starker Rückgang der Schülerzahlen) wird aller Voraussicht nach einen Rückgang der Teilnehmerzahlen mit sich bringen, wenn diese Teilnehmer wie bisher vor allem aus dem gymnasialen Umfeld rekrutiert werden.
High School Aufenthalte ab 2 Wochen Dauer
Manche Anbieter haben auf diese vorhersehbaren Probleme schon reagiert und bieten nicht mehr nur Halbjahres- oder Jahresprogramme an, sondern oft auch 3-Monats Aufenthalte, in einigen Fällen sogar Aufenthalte ab 2 Wochen. Natürlich sind bei kurzen Aufenthalten viele der mit einem langfristigen Aufenthalt zu erreichenden Ziele nur unvollkommen oder manchmal auch gar nicht zu erreichen, doch ist ein kurzer Auslandsaufenthalt sicherlich besser als gar keiner.
Übersicht über die Einzelergebnisse der Studie an der Uni Münster (2013)
- Zahl der Teilnehmer aus Deutschland an Schüleraustauschprogrammen seit 1948: 300.000 Personen
- Entwicklung:
- Zahl der deutschen Schüler/innen pro Jahr, die mindestens 6 Monate an einer Schule im Ausland verbrachten:
- 1990: knapp 4000 Schüler/innen
- 2000: ca. 12.000 Schüler/innen
- nach 2010: ca. 20.000 Schülerinnen
- Zahl der deutschen Schüler/innen pro Jahr, die mindestens 6 Monate an einer Schule im Ausland verbrachten:
- Alter der Teilnehmer: knapp 90% waren 16 oder 17 Jahre alt
- Dauer des Aufenthaltes: 10 - 12 Monate: 90% , Übrige: meist etwa ein halbes Jahr
- Zielländer:
- englischsprachige Länder: > 83%
- spanischsprachige Länder: 6,5%
- USA: 66%
- Bildungsniveau: 95% der Befragten absolvierten ein Studium nach dem Auslandsaufenthalt oder befanden sich z. Zt. der Studie im Studium
Bewertung des Austauschs
- sehr positiv: 55%
- positiv: 34%
Bedeutung des Schüleraustausches für das weitere Leben
- überaus wichtig: 72%
- eher wichtig: 24%
Weitere Mobilität:
- fast 80% waren später erneut für längere Zeit (mindestens 6 Wochen) im Ausland (Auslandsstudium, Auslandspraktika, längere Reisen)
- 25 - 30% der Befragten gehen immer wieder ins Ausland („Hochmobile")
- 10% gingen dauerhaft ins Ausland
Weitere Kontakte zum Gastland und zu ehemaligen Gastfamilien, Freunden, Schulfreunden
- 43% haben auch nach 12 Jahren noch regelmäßigen Kontakt
- 69% waren erneut im Gastland
- 81% wollen erneut ins Ausland gehen
Mediennutzung während des Schüleraustauschs zum Kontakt mit der Heimat
- 80% soziale Netzwerke
- 66% email
- 41% Briefe und Päckchen
- 38% Skype/Internettelefonie
- 35% Telefon
- 13% SMS
Bezüglich der Entwicklung der Mediennutzung zeigt die Studie, dass - sicherlich wenig überraschend - die „neuen Medien" eine größere Bedeutung erhalten haben. Dies hat auch dazu geführt, dass die Häufigkeit der Kontakte spürbar zugenommen hat. „Wurde früher von einem mehr oder weniger vollständigen „Eintauchen in die Lebenswelt vor Ort mit nur sporadischen Kontakt ins Heimatland ausgegangen, stellt sich dies heute teilweise als eine Art „Leben in zwei Welten" dar"."
Quelle:
Weichbrodt,Michael, Ein Leben lang mobil? – Langfristige Schüleraustauschprogramme und die spätere Mobilität der Teilnehmer als Element gesellschaftlicher Transnationalisierung, Münster 2013
Weiterführende Informationen sowie eine ausführliche Kommentierung der Untersuchungsergebnisse finden Sie unter:
http://www.linguport.de/blog/was-bringt-mir-eine-sprachreise-oder-ein-high-school-aufenthalt/
www.linguport.de/blog/was-bringt-mir-eine-sprachreise-oder-ein-high-school-aufenthalt-teil-2/
http://www.linguport.de/blog/was-bringt-mir-eine-sprachreise-oder-ein-high-school-aufenthalt-teil-3/
Der Autor der Texte, Wolfgang Eilmes, hat mehr als 35 Jahre lang als Gymnasiallehrer Englisch Schüleraustausche durchgeführt, betreut und Eltern und Schüler beraten.
Vielen Dank an Herrn Weichbrodt, der dem Autor die Genehmigung zur Veröffentlichung dieser Ergebnissse erteilt hat.